Aarhus überzeugt

von Mo

Die zweitgrößte Stadt in Dänemark, die Stadt im Schatten von Kopenhagen, heißt Aarhus. Früher wurde sie Århus geschrieben, aber weil es den Buchstaben „Å“ selbst im dänischen Alphabet erst seit weniger als einhundert Jahren gibt, wurde er zu Beginn des Internetzeitalters schnell wieder fallen gelassen. Ist doch wesentlich leichter, nach „Aarhus“ zu googeln als nach „Århus“.

 

Nach meiner Kritik an der dänischen Esskultur im Artikel „Kulinarisch armes Dänemark“ muss ich jetzt doch einmal eine Lanze für dieses Land brechen. Natürlich ist die Stadt Aarhus – genau wie Kopenhagen – nicht repräsentativ für Land und Leute. Aber der schlechte Eindruck, den die winzigen Küstenstädte machen, darf das Gesamtbild nicht zu stark einfärben. Denn es gibt auch wirklich schönes zu berichten.

Da ich neulich für eine Woche beruflich hier unterwegs war, hatte ich ein paar Tage Zeit, die Stadt zu erkunden. Was schnell auffällt, sind die vielen kulturellen Möglichkeiten, die geboten werden. Musik und Theater, Museum und Ausstellungen, hier ist tatsächlich was los. Außerdem beherbergt Aarhus eine Universität und das tut jeder Stadt gut! So kommt es, dass die Auswahl an Restaurants und Bars außergewöhnlich hoch ist, auch im gehobenen Bereich. Trotzdem merkt man auch hier, dass es wieder kaum Restaurants gibt, wo richtig dänisch gegessen werden kann. Dafür gibt es eine Menge ausländisch eingefärbtes Essen: auch da, wo „dänisch“ draufsteht, kann ein Nordafrikaner mit entsprechender Geschmacksrichtung dahinter stecken.

Die Sonne ging mir erst mittags auf, in der Kantine des Kunden, den ich besuchte. Zwar wurde auch hier nur mittelmäßige Warmkost angeboten, die nicht weiter erwähnenswert ist. Das Highlight war jedoch das kalte Büffet. Ich glaube, das ist der Schlüssel zur skandinavischen Kultur: der Genuss einer deftigen Brotzeit, einer dänischen Jause!

Es gab drei Tische:

  • Den Salat-Tisch. Eine Variation von angemachten Salaten, gekochtem Gemüse, Rohkost und allem, was man so drüber streuen kann. Allein dieser Tisch wäre für eine Mittagsmahlzeit völlig ausreichend gewesen.
  • Der Fisch-Fleisch-Käse-Tisch. Hier häuften sich die geräucherten Lachsstücke, der Matjes, der Hering, der Wurstsalat, Schinken, diverse Käse und Co. Dazu noch all die leckeren Kleinigkeiten, die man sich als Garnitur auf den Teller häuft, wie z.B. die obligatorischen Röstzwiebeln, Shrimps, etc. Alles selbstverständlich mit der typisch dänischen, leicht sauren Remouladensauce.
  • Der Brot-Tisch. Ich hatte ja im anderen Artikel geschrieben, man äße in diesem Land nur labberiges Weißbrot. Das stimmt nicht, lediglich uns Yachties hat man in den Häfen nichts besseres angeboten. Es gibt sie schon, die krustigen Körnerbrote und die knusprigen Baguette-Stangen. Dazu kommt, dass selbst in dieser nur mittelgroßen Kantine das Brot sogar teilweise selbst gebacken wird. Und mal ehrlich – in welcher deutschen Firma wird zum zweiten Frühstück um 9 Uhr ein ofenwarmes Brötchen mit Butter gereicht? Auf diesem Tisch befinden sich dann ausserdem noch – sozusagen als Magenschließer – kuchenartige, braune, runde Teigklumpen mit Zimtgeschmack.

Zum Runterspülen all dieser Kalorien gibt es in einer modernen Firma natürlich kein Øl, also Bier, sondern Mælk, Milch. Und zwar zum Selberzapfen und gleich ganze vier Sorten mit unterschiedlichem Fettgehalt.

Zum Schluß noch ein Crashkurs zu den drei nahezu identisch gesprochenen Buchstaben O, O und O (Å, Æ und Ø):

Å = wie das kurze O in „Wort“.
Æ = wie das kurze O in „Wort“, aber tiefer als beim Å, eher wie ein Ä.
Ø = leider nicht immer Ersatz für das deutsche Ö, sondern oft wieder eine Art O, aber ich wüsste nicht, wie man seine Aussprache aufschreiben sollte.

Auf dieser Webseite kann man auf die Wörter klicken und bekommt sie vorgelesen, was sehr aufschlussreich ist. Hier noch Infos zu einzelnen Buchstaben, allerdings auch nicht immer richtig, wie ich finde.

2 Kommentare

Daniel 20. November 2012 - 15:18

Welche Kantine war das?

Antwort
Mo 20. November 2012 - 21:33

Das war bei Johnson Controls.

Antwort

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