Wie weiter oben schon erwähnt, gibt es in Mumbai vor allem diese Trabbi-artigen Taxis. Ich habe mal dagegen geklopft: sie bestehen wohl doch aus Blech und nicht aus Pappe. Darin gefahren zu werden hat Go-Kart Charakter. Entsprechend fahren die Driver auch, Stoßstange an Stoßstange. Todesmutig fordern sie alles vom Motor und scheuen auch nicht davor zurück, ihn im letzten Gang kurz vorm Abwürgen den Hügel hochzutreiben. Währenddessen könnte man aussteigen und schieben. Das Taxameter habe ich auf der Rückfahrt dann eigenhändig eingeschaltet, was für den Beifahrer auch leichter ist als für den Fahrer, da sich der Blechkasten mit dem Zähler auf der linken Seite vor der Außenscheibe befindet. Alles noch reine Mechanik: den Hebel hintendran zweimal nach rechts drehen, und schon wird gezählt. Vom Planetarium am Nuhru Centre ausgehend zurück zum Gateway of India dauert die Fahrt ca. eine halbe Stunde und kostet 100 Rupees. Jetzt erst geht mir auf, was die Rikscha-Fahrer in Pune doch für Abzocker sind.
Doch zurück zum Anfang des Tages. Zunächst mal habe ich mir wieder in der Mittagshitze die Füße platt gelaufen. Schon klar, das ist bekloppt. Aber was willste machen, die Alternative hieße, früher aufstehen und vormittags losziehen. Dann doch lieber einen Kreislaufkollaps riskieren und ausschlafen.
Nachdem ich mich am Chowpatti Beach habe absetzen lassen, ging es per Pedes weiter in Richtung Hanging Gardens bzw. Malabar Hill. Dummerweise hatte ich Depp immer noch nichts Besseres als den Ausdruck von Google Maps dabei. Das hat sich diesmal endgültig gerächt, denn nachdem ich einmal falsch abgebogen und zwanzig Minuten in die falsche Richtung geschlappt bin, war die Luft raus und ich bin mit dem nächstbesten Trabbi zu Station Nummer zwei gefahren: dem Mahalakshmi Tempel.
Der hatte leider wegen Renovierung geschlossen. Was soll’s, also weiter zu Station Nummer drei: der Haji Ali Bukhari Moschee.
Diese liegt ein Stückchen vor der Küste und ist über einen Damm von einigen hundert Meter Länge zu erreichen. Wenn man nicht so genau hinkuckt, hat das von weitem Ähnlichkeit mit den auf Holzstelzen an die Ostseeküste gepflanzten weiß gestrichenen Restaurants. Wenn man aber doch einmal genauer hinsieht, liegt der Unterschied vor allem darin, dass es an der Ostsee recht wenige Muslimfamilien gibt und am Rand des Steges keine verkrüppelten Bettler um Aufmerksamkeit buhlen. Auch an den hier herrschenden unglaublichen Gestank kann ich mich an der Ostseeküste nicht erinnern. Dort verwesen aber auch nicht bei Ebbe die Abfälle einer Millionenmetropole im Schlick.
Die Moschee ist glänzend weiß und von außen nett anzusehen. In den innersten Bereich bin ich nicht gegangen, dafür war es zu voll und die Moschee zu klein. Außerdem wollte ich meine Schlappen nicht auf den riesigen Haufen zu den anderen werfen. Und schon gar nicht wollte ich den Schuh-Boys Geld fürs „Bewachen“ geben.
Das Planetarium sollte eigentlich erst später am Nachmittag drankommen. Aber da kein Taxifahrer in der Nähe der Moschee mein Ziel für die Mittagspause kannte – die City Walk Shopping Mall – bin ich halt doch früher hin als geplant. Das Planetarium gehört zum Nehru Centre, eine Art Science Park zum Lernen und Anfassen. Nach ein paar Samosas als Mittags-Snack war ich nach kaum einer Stunde Schlangestehen schon drin.
Die Show war ein wenig Altbacken. Unter einem Planetarium hatte ich mir etwas Moderneres vorgestellt als nur langweilig animierte Fotos von Sternenhaufen. Ich hatte auch in Erinnerung, dass normalerweise so ein riesiges Projektionsmonster in der Mitte der Kuppel steht und sich dreht wie wild. Hier wurde das Bild von einigen rot/blau/gelb-Projektoren an den Wänden erzeugt. Mit dem Erfolg, dass sich die Kids in den hinteren Reihen einen Spaß daraus gemacht haben, ihre dicken Birnen davor zu halten, so dass man das in riesengroß an der Kuppeldecke sehen konnte. Meinem Sitznachbarn war das wurscht. Er ist schnarchend eingepennt, kaum nachdem es dunkel war.