Im Fast-Food Bereich ist seit einiger Zeit viel Bewegung, was vegetarische oder vegane Alternativen zu Rindfleisch und Huhn betrifft. Jetzt habe ich mir einmal den direkten Vergleich von Fleisch- und Pflanzenprodukten vorgenommen und bin deswegen bei Burger King eingekehrt.
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Fleischlos vs. Fleisch bei Burger King
Es gibt normalerweise nur eine einzige Gelegenheit, um meine Freundin zum Besuch einer Hamburger-Kette zu bewegen. Und das ist auf Reisen während eines Stopps an einer Autobahnraststätte. Der Kaffee ist dort gut und kostet längst nicht so viel wie bei Tank & Rast & Co. Und wenn dabei noch ein Hamburgerchen mit auf dem Tablett landet, dann sei es halt so. Zu Hause wird nicht zu McDo und Burger King gegangen, da lässt sich nicht dran rütteln. Jedenfalls nicht zusammen. Es sei denn – und hier kommt der aktuelle Trend zu vegetarischer und veganer Ernährung ins Spiel – es sei denn, es geht darum, die Veggie-Varianten zu testen! Hier also unsere Erfahrungen mit den Plant-based Produkten von Burger King.
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Mir ist der gute Geschmack des Veggie-Burgers von McDonald’s noch recht gut in Erinnerung geblieben, den ich vor etwa einem Jahr probiert habe. Vermutlich war es ein Patty von „Beyond Meat“, denn er schmeckte wirklich sehr überzeugend nach Fleisch. Eben gerade lese ich, dass McDo sich leider wieder von Beyond Meat getrennt hat, schade. Vermutlich waren die Patties zu teuer, denn gut waren sie in jedem Fall. Man verliert auch langsam den Überblick, wessen Veggiepatty jetzt wo genau zum Einsatz kommt. Über kurz oder lang werden sich die großen Hamburger-Ketten vermutlich ihre eigenen Patties stricken. Aber noch trifft man auf eine verwirrende Vielfalt von Produktnamen.
Bei Burger King kooperiert man zur Zeit jedenfalls mit dem Hersteller „The Vegetarian Butcher„, der zum Nahrungsmittelgiganten Unilever gehört. Ob das in einem halben Jahr noch so ist, steht dagegen in den Sternen. Die Zutaten für die Hamburgerpatties und die Nuggets bestehen somit aus Weizen- und Sojaprotein. Bei anderen Supermarktprodukten gefallen mir die Varianten mit Erbsenprotein recht gut, daher war ich hier guter Hoffnung. Im Vergleich zu anderen Fleischersatzstoffen haben Teile mit Erbsenprotein nämlich den richtigen Biss.
Unser Menü sollte heute aus den folgenden Angeboten von Burger King bestehen:
- Original Whopper und Plant-based Whopper, beide ohne Käse
- Original Chicken Nuggets und Plant-based Nuggets
Wir haben uns für den Whopper ohne Käse entschieden, damit man den jeweiligen Patty besser herausschmecken kann. Wobei dummerweise gerade der Whopper dermaßen mit Saucenpampe gefüllt wird, dass der Käse gar nicht auffallen würde. Wie schmecken denn nun die Nuggets und die Burger im direkten Vergleich?
Vergleich klassischer Whopper mit Plant-based Whopper
Der Fleisch-Whopper (im Bild unten rechts) und der Pflanzen-Whopper schmecken, wenn man den Patty einmal beiseite lässt, identisch. Trotz der veganen Mayonnaise ist hier kein Unterschied zu bemerken (falls sie vegan war…). Wie bei jedem Whopper hat man in beiden Fällen hinterher eine ganz schöne Zwiebelfahne… Beim Patty kann man dagegen nicht behaupten, dass es keinen Unterschied gibt. Der klassische Rinderpatty schmeckt wie immer, also nach relativ trockenem, gegrilltem Rindfleisch. Eine Offenbarung war das noch nie, aber man wusste, was man hat. Der Patty des Vegetarian Butchers kann hier leider weniger gut mithalten. Er ist weder so kräftig gegrillt, noch hat er den Biss, den man bei Fleischersatz erwartet. Er ist etwas weicher und wabbeliger als das Original, dafür aber auch saftiger. Jedenfalls kommt er nicht an den Patty von McDonald’s heran, den ich eingangs erwähnt hatte.
Vergleich Chicken Nuggets mit Plant-based Nuggets
Bei den beiden Whoppern hatten wir das Glück, dass sie zeitgleich frisch zubereitet wurden. Bei den Nuggets vermute ich einmal, dass nur die Plant-based Variante frisch zubereitet war (unten im Bild links), denn die Chicken Nuggets mit Fleisch waren etwas zäher im Biss und nicht mehr ganz so knusprig. Dummerweise habe ich keinen Vergleich, denn normalerweise bevorzuge ich die Variante von McDonald’s (gibt es jetzt auch der spicy Variante, siehe meinen Artikel), darauf wurde ich als Kind konditioniert und der Geschmack ist nun leider für immer in meinem Stammhirn eingebrannt.
Geschmack ist das Stichwort: die Plant-based Nuggets haben leider keinen. Sie sind in unserem Fall zwar etwas knuspriger als die mit Hühnchen und sie haben auch einen guten Biss. Aber sie schmecken halt nach nichts. Man nimmt sich erst einen, dann noch einen… es stellt sich einfach kein Geschmack ein, abgesehen von dem der Panade. Im direkten Vergleich zum Chicken Nugget fällt das schon sehr deutlich auf. Und das, obwohl ja gemunkelt wird, dass sämtliche Chicken Nuggets fast gar kein Hühnchenfleisch mehr enthalten! Was auch immer drin ist, es schmeckt jedenfalls unserer gemeinsamen Meinung nach um einiges intensiver als das leere Protein der Plant-based Nuggets. Es hilft auch nicht viel, sie in eine der Saucen zu dippen. Dann schmecken sie halt nach Sauce, immerhin. Obwohl mir auch hier die BBQ-Sauce von McDo wieder mehr liegt als das Pendant von Burger King. Versautes Stammhirn eben.
Unser Fazit: wohlwollend, aber…
Unser Fazit nach diesem Vergleich von einem klassischen Hamburger mit einem Fleischlosen und von Chicken Nuggets mit Protein Nuggets fällt im Prinzip wohlwollend aus: zwar geht dem Genießer schon einiges an Geschmack verloren, wenn er sich für die Plant-based Varianten entscheidet. Aber dafür kann er mit gutem Gewissen zulangen, denn das einzige Lebewesen, dem man möglicherweise schadet, ist der eigene Körper. Oder um mit einem Zitat aus „Asterix und Obelix“ zu schließen: „Mit einem Sößchen von Gutemine würde ich sogar einen Hinkelstein verdrücken!“. Da jubelt der Magen bestimmt.
Nachtrag: und was ist mit McDonald’s?
Wenig später saß ich bei der Konkurrenz vom großen M und suchte verzweifelt nach einem vegetarischen oder veganen Hamburger. Tatsächlich stand der „Fresh Vegan TS“ nicht auf den Anzeigepaneelen sondern wurde erst auf Nachfrage frisch zubereitet. Kein Wunder, dieser Burger ist auch nichts, worauf McDonald’s stolz sein könnte. Weiter oben hatte ich davon geschrieben, wie mich vor einiger Zeit der Beyond Meat Burger vor Geschmack umgehauen hat. Was hier nun serviert wurde, war ein armseliger Abklatsch. Der „frisch“ zubereitete Burger war ein pampiges Stück Etwas und der Patty erinnerte eher an ein gegrilltes Corny als an Fleisch. Knusprig war er zwar, aber das lag daran, dass die herausstehenden Haferflocken mehr Hitze abbekommen haben als der Rest. Mein Fazit: McDonald’s sollte es entweder richtig machen oder gleich ganz lassen.
Zweiter Nachtrag: das „Team Günter Wallraff“ hat einen Skandal entdeckt
Anfang Oktober hat die alte Skandalnudel Günter Wallraff (gerade 80 geworden) einen Skandal bei Burger King veröffentlicht: „die veganen Plant-based Burger und Nuggets sind ja gar nicht vegan!“ Wenn man sich das Video auf RTL dazu ansieht, freut man sich, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist. Wie so oft ist der Mensch das Problem im gut geschmierten Getriebe der Systemgastronomie. In Stresssituationen oder aus scheißegal-Mentalität landet halt schonmal der zu frittierende Patty oder die Nuggets in der selben Fritteuse wie die Fleischvarianten. Aber immerhin in getrennten Körbchen. Oder es wird die normale statt der veganen Mayonnaise verwendet. Dass ein Mitarbeiter versehentlich den falschen Patty auf den veganen Burger legt und der verkauft wird ist auch noch verständlich, kommt halt vor. Die restlichen „Skandale“ landen für mich in der Kategorie „eklige Dinge, die man über Vorgänge in Küchen nicht wissen möchte“. Zum Beispiel, dass ein bereits falsch mit Fleisch belegter Burger wieder zerfleddert und mit dem korrekten veganen Patty belegt wird. Daran stirbt man nicht, nur das eigene Karma könnte darunter leiden.
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Vegan ist das Ergebnis dann in der Tat nicht mehr, aber als Vegetarisch geht es immer noch durch. Dumm nur, dass vegane Lebensmittel und deren Zubereitung im Prinzip schon fast einer Religion ähneln. Damit sind Fehler vorprogrammiert. Nicht ohne Grund gibt es im Judentum spezialisierte Rabbiner, die die Herstellung und Verarbeitung koscherer und nicht-koscherer Lebensmittel überwachen. Die jüdischen Speisegesetze sind kompliziert, man lese sich einmal diesen Wikipedia-Artikel durch oder schaue sich das nachfolgende Bild einmal in Ruhe an. Es zeigt die Tischunterlage des „Flow Deli“ im Jüdischen Museum von Frankfurt (sehr lecker dort!). Nicht ohne Grund werden hier nur sehr einfache Speisen angeboten, die größtenteils schon fix und fertig sind und nur noch erwärmt werden müssen.
Übertragen auf die vegane Zubereitung von Speisen in Fastfood Ketten würde das bedeuten, dass sie besser geschultes Personal bräuchten, welches die kritischen Punkte in der Zubereitung von veganen Lebensmitteln kennt und einhält. Und es braucht regelmäßige interne Kontrollen zur Überwachung. Das Label der privaten Organisation „V-Label“ hat Burger King nun verloren. Das Label selbst prüft nur stichprobenartig, angeblich einmal im Jahr. Für die Überwachung der noch nicht zubereiteten Produkte wie den gefrorenen Patties oder Nuggets ist das vielleicht ausreichend. Für die Überwachung des Zubereitungsprozesses in der Filiale ist es das nicht mehr. Zu wünschen wäre, dass bessere Qualitätskontrollen eingeführt werden, was allen Konsumenten nützen würde. Nicht nur den Veganern.
Ab in den Einkaufswagen
Einen besseren veganen Burger-Patty als den von Beyond Meat habe ich bis heute nicht gegessen. Die Alternative lautet: selber anmischen. Wer sich für einen großen Vergleich der veganen Patties interessiert, der sollte sich dazu die Ausgabe 5/2021 von Stiftung Warentest zusenden lassen.
Als Amazon Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen.
1 Kommentar
Ich finde, dass gerade die Nuggets näher and das Original heran kommen als die Pattys. Aber mal ehrlich: Veganer fundamentalismus wird sich niemals durchsetzen. Wie bei allem gibt es eben auch hier radikalorthodoxe Glaubenskrieger, die aber nicht die große Masse ausmachen, und wenn man versucht, es denen recht zu machen, braucht man sich nicht wundern, wenn das Geschäftsmodell floppt. Der Weg, Fleischesser dabei zu unterstützen, etwas weniger Fleisch zu essen, ist weitaus erfolgversprechender. Am Ende geht es doch darum, was man mit seinem Geld bezahlt: Tierhaltung oder Landwirtschaft. Und dafür ist es völlig egal, ob das Zeug jetzt in der selben Fritteuse landet wie das Fleisch.