Wer ohne Frühstück vormittags vor die Tür tritt, der wird erst einmal vom Klima kräftig zurückgetreten. Nach wenigen Augenblicken schon klebt das Shirt am Bauch und die Haare im Nacken. Jedenfalls im August ist das so; im Winter sollen hier angeblich Menschen mit Jacken herumlaufen.
Und dann diese Häuserschluchten – das sah abends nicht so riesig aus. Wem Frankfurter Straßenschluchten schon imponieren, der sollte besser nicht nach Hong Kong reisen. Diese Enge und diese schiere Masse an Beton und Klimaanlagen, das habe ich so weder in Singapur noch in Mumbai erlebt. Möglicherweise sehen die Straßen von Manhattan auch so aus, aber von New York einmal abgesehen sucht dieses Panorama bestimmt seinesgleichen.
Es herrscht tagsüber ein unwirkliches Dämmerlicht in den Gassen, da man sich im Prinzip auf dem Boden einer Schlucht bewegt, die kaum jemals ein direkter Lichtstrahl trifft… Tja, Taunus-Boy meets Großstadt-Dschungel.
Die Straßen sind verhältnismäßig klein und schmal, außer Taxis sind kaum andere Autos unterwegs und diese fahren diszipliniert. Es gibt funktionierende (und beachtete) Fußgängerampeln und jede Menge überdachte Fußgängerbrücken. Diese durchziehen die halbe Stadt, so dass man weder einen Sonnenbrand bekommt, noch zur Regenzeit nass wird. Die praktischste Einrichtung ist sicherlich die Riesen-Rolltreppe. Hier machte man gleich Nägel mit Köpfen und zog diese Rolltreppe vom untersten Stadtteil stracks hinauf, bis auf halbe Höhe des Hausbergs. Morgens fährt sie abwärts, den Rest des Tages dann immer aufwärts. Sehr praktisch für alle Anwohner, denn die Steigungen sind hier enorm.
Es gibt noch eine andere klassische Fortbewegungsart, um hochzukommen. Das ist die Peak-Tram – eine der ersten Straßenbahnen der Welt – welche nahezu in Falllinie den Hang hinauf zum höchsten Punkt des Hausberges fährt. Sie frisst eine Steigung weg, dagegen sehen die Cable Cars in San Francisco aus wie Spielzeugeisenbahnen.
Mein erster Frühstücks-Stopp, da war es leider schon 11 Uhr, führte unter genau einer dieser erwähnten Rolltreppen in ein, wie könnte es anders sein, winziges Restaurant. Wie so oft habe ich auch hier nicht die Spezialität des Hauses bei Bestellen erwischt, sondern mich für Dim Sum entschieden. Dass man etwas Ungewöhnliches bestellt hat, das scheinbar nicht die Stärke des Kochs ist, merkt man immer dann, wenn das Essen so lange auf sich warten lässt, dass später gekommene Gäste in der Zwischenzeit schon beim zweiten Gang sind. Die zwei Dim Sums waren trotzdem gut, beide mit einer Variation von Shrimps. Dazu ein erfrischender Grüner Tee mit Lime und Eis.
Ein Wort zu Klimaanlagen. Es ist schwer zu beschreiben, aber vielleicht hilft folgendes Bild: Wenn ich in den Bergen nach dem Skifahren eine Hütte betrete, dann beschlagen die Brillengläser. Wenn ich in Hong Kong wieder auf die Straße trete, passiert das selbe. Die Stärke der Klimageräte ist immens. In dem oben genannten Restaurant war sie so groß, dass ich die Tür von außen kaum nach innen öffnen konnte, wegen dem Überdruck auf der anderen Seite.
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