„Hier wieder der aktuelle News-Ticker der ZELDA!
Gestern sind Ulli und ich von Vordingborg nach Guldborg gefahren. Viel mit Segeln war nicht, da auch hier wieder ziemlich untiefes Wasser und betonnte Fahrrinnen vorherrschten. Vor dem Guldborger Hafen steht eine Klappbrücke. Und da das meine erste Klappbrücke war, war ich doch sehr gespannt, ob der Mensch darin sie auch gleich für mich öffnen würde.
Hat er gemacht. Ich bin aber trotzdem nicht durchgefahren, da das doppelt rote Licht noch geleuchtet hat. Als er sie schon wieder zu machen wollte, bin ich mit ordentlich Stoff draufzugefahren und er hat sie netterweise wieder hochgezogen. Hatte ich nicht letzten Winter gelernt, dass alles was rot und noch dazu doppelt dargestellt ist, irgendwie „Stopp“ oder „Verboten“ heisst?! Verkehrte Welt.
Der Hafen liegt also im Guldborg-Sund und das heisst auch, dass das Wasser am Hafen vorbeiströmt und das Boot ziemlich zur Seite versetzt beim Reinfahren. Wie auch immer, das Anlegemanöver war wie aus dem Lehrbuch, Ulli und ich hatten uns das Anlegerbier wirklich verdient.
„I am sexy and I know it!“ grölte dann irgendwann nachts ein mit Badehose bekleideter dänischer Jugendlicher, der kurz darauf von der Klappbrücke ins Wasser sprang. Das sind immerhin an die 8 Meter oder höher, also net schlecht! Ich hastete in die Kabine ans GPS: Das Wasser ist jedenfalls laut Karte tief genug, er ist somit nicht querschnittgelähmt wieder aufgetaucht.
Jetzt gerade sitzen Ulli und ich in Kragenaes bei windigem Sonnenschein im Hafen und haben das Anlegerbier und den Anlegerkaffee auch schon hinter uns gebracht. So ganz klar war das nicht, dass wir heute auslaufen. Es waren Starkwinde von 6 Beaufort und mehr für abends vorhergesagt und am Vormittag war noch alles Regenverhangen. Um 13 Uhr hörte der Regen auf und ich habe dann beschlossen, loszufahren. Der Wind war ablandig aber doch leider schon sehr stark. Es ging nur gegen Wind und Welle unter Motor vorwärts, da musste mein Bootchen richtig arbeiten und wurde immer wieder auf ca. 2 Knoten abgebremst, wenn sie einen Brecher weggedrückt hat. Hat auch gut gespritzt, aber das Boot konnte zeigen, was in ihm steckt! Man fühlt sich auch bei solchem Wetter sicher darauf.
Das Anlegemanöver war diesmal nicht ganz so perfekt wie gestern, aber dass uns der Wind beim Anlegen vertreibt, war eh klar. Mittlerweile ist in den Häfen fast nichts mehr los und man hat die freie Auswahl an Plätzen, somit ist das viel stressfreier als noch am Anfang der Reise. Ausserdem klappt das Manövrieren jetzt recht gut und zur Not ziehen wir den Kahn halt mit der Hand herum und rein in die Box. Trotzdem bin ich immer neidisch auf die anderen Boote, die so leicht ihre engen Kurven drehen können oder sogar Bugstrahlruder haben…
So, wie gesagt ist das Wetter für morgen und übermorgen als stürmisch angesagt und wir werden wohl hier im Hafen bleiben. Danach geht es Richtung Nyborg, wo dann Sandro am Wochenende als Ablöse für Ulli kommt.“
-o-
Das waren echt ein paar Knalltüten da in Guldborg! Erst noch tagsüber mit Uniform in der Caféteria des Hafens gejobbt und kaum geht die Sonne unter, stehen sie halbnackt auf der Klappbrücke des Sunds und springen ins Wasser. Echtes Danish Dynamite halt. Da ich die Seekarte noch grob vor Augen hatte (2-3 Meter), dachte ich, die tauchen wirklich nicht mehr lebend auf… aber die Locals kennen sich aus mit der Wassertiefe, alles easy.
Zelda ist jedenfalls bei ordentlich Gegenwind gut ins Schwitzen geraten. Ich bin ja mit dem Gashebel immer etwas sparsam. Aber hier musste ich tatsächlich den Hebel „auf den Tisch legen“, wie das so schön heisst, um noch Fahrt voraus zu machen. Dazu kommt, dass der Wind uns schnell seitlich weggedrückt hat, sobald er Angriffsfläche am Bug hatte. Gegen den Wind fahren ging also, in einem Winkel dazu nur schlecht.
Viel wichtiger war im Nachhinein die Erkenntnis, dass es doch sehr viel stressfreier ist, auf Wegen zu fahren wo man nicht fürchten muss auf Grund zu laufen. Das Bermuda Dreieck zwischen Femø, Askø und Lilleø war so ein Kandidat. Während Ulli sein Mittagsschläfchen hielt, rechnete ich jede Minute damit, dass unser Kiel über Grund schrabbt. Oder eher, dass wir einfach so stehen bleiben würden. Es war schon verdammt flach. Selbst das Echolot zeigte weniger als einen Meter Tiefe unter dem Kiel an, und das ist definitiv zu mutig, selbst mit nur 1,17 m Tiefgang. Weiss doch kein Mensch, wie der Matsch und die Algen hier das Echolot verwirren, vielleicht ist es auch weniger tief gewesen.
Als wir dann der Fähre entgegen liefen, die unbeirrt ihre Runden zwischen den Inseln zog, da wusste ich: wir sind wieder im sicheren Fahrwasser…!