Neulich hat der Hessische Rundfunk im Abendprogramm doch tatsächlich mal keine Volksmusiksendung gebracht, sondern eine Reportage über Frankfurter Familienbetriebe. Unter anderem ging es um das Café Wacker, wo seit 1914 Kaffee geröstet, gemahlen und verkauft wird.
Natürlich wurde der Kaffee in dem Bericht hoch gelobt und ob seiner Einzigartigkeit förmlich auf ein Podest gehoben. So ist das immer, wenn über einen lokalen Betrieb berichtet wird, ist doch klar. Diesen Superkaffee musste ich also am nächsten Samstag gleich ausprobieren gehen.
Das Café Wacker befindet sich gleich gegenüber vom Parkhaus an der Hauptwache, nämlich am Kornmarkt. Von außen betrachtet ist es reichlich unspektakulär. Das einzige, was auffällt, ist die lange Schlange von Menschen, die hier für ihren Kaffee ansteht. Und da sind wir auch schon gleich beim Knackpunkt: die Bedienung hinter der riesigen Espressomaschine arbeitet zwar schnell und effektiv, was ihr hoch anzurechnen ist. Mehr als einen normalen Standard-Espresso erzeugt sie aber leider nicht. Eigentlich hatte ich die Hoffnung, hier einen dieser seltenen Orte zu finden, wo Cafè so wie Italien, also mit einer nussigen Note, extrahiert wird. Tja, leider nicht. Es liegt bestimmt nicht am Kaffee oder an der Maschine. Ich denke einfach, dass hierzulande die Bedienung der Geräte nicht richtig beherrscht wird. Es sind viele Faktoren, die einen guten Kaffee bestimmen und die man als Barista den äußeren Gegebenheiten wie z.B. der Luftfeuchtigkeit angleichen muss. Das weiß ein Bäcker, der Mehl verarbeitet und genauso weiß das ein Barista, der mit Kaffeepulver hantiert. Nur ein normaler Thekenmitarbeiter, den man vor eine solche chromblitzende Espressomaschine stellt, der weiß das nicht.
Wirklich außergewöhnlich ist die Tatsache, dass man hier frisch gemahlenes Kaffeepulver auch in kleinen Portionen à 125 Gramm verkauft. So kann man mehrere Sorten probieren und muss nicht ein halbes Jahr lang von der 500 Gramm Packung zehren, die man sonst üblicherweise aufgeschwatzt bekommt. Ich habe mich für die Sorten „Espresso II“ und „Costa Rica“ entschieden, beides als relativ grob gemahlener Kaffee für den Einsatz in der Mokka-Kanne. Nachdem ich beide Sorten in der Bialetti ausprobiert habe, kann ich hier nur ein Lob loswerden: die beiden Kaffees sind wirklich um Längen besser als der sonst von mir bevorzugte Espresso von Lavazza. Möglicherweise liegt es am Mahlgrad, vielleicht auch an der Frische. Es ist jedenfalls eine Freude, dem sprudelnden Mokka beim Brühen zuzuschauen. Er bildet sogar in der Kanne eine schöne Crema… was will man mehr.
Genau zehn Jahre später sollte ich in Bonn endlich selber lernen, wie man als Barista einen wirklich guten Espresso macht! Siehe den Artikel zur SCA-Ausbildungswoche.