Es ist überall das gleiche: die Leute trinken diese widerwärtigen Instant-Coffees und Industrie-Tees bis zum Abwinken. Damit meine ich jetzt nicht uns Deutsche, die zwangsweise in einem Land ohne echter Tee- und Kaffeekultur leben müssen (nein, Eduscho ist nicht die Krönung und Dallmayr trägt nicht zur Kaffeekultur bei und auch ihr Norddeutschen habt den Tee bloß importiert!). Damit meine ich Inder, Indonesier und sogar Österreicher. Das klingt unsinnig? Abwarten.
Klar, in Indien wächst der Tee in Topqualität an den Hügeln des Himalajas, ebenso in Indonesien und das gleiche gilt für Kaffee. Einer der besten Kaffees, die ich bis jetzt trinken durfte, stammt aus Indonesien. Dieses billige Pulver kann es mit jedem Lavazza-Super-Duper Espressopulver aufnehmen. Ist ja auch echter gemahlener Kaffee! Einfach auf die türkische Art rein in die Tasse, dann die Tasse unter einen Heißwasserboiler halten, umrühren und fertig. Oh, und wer es authentisch indonesisch mag , der schüttet noch 100 g Kondensmilch hinein.
Aber was denken die Einheimischen selber über ihren Kaffee? „Kann ja nix sein, kommt nicht aus dem Westen…“. Traurig aber wahr – selbst Inder, die es nach Indonesien verschlagen hat, bevorzugen portionsweise abgepackten Instant-Coffee. Und der ist noch nicht mal annähernd mit „normalem“ extrahiertem Kaffee zu vergleichen. Im Gegenteil, das Zeug löst sich in einer Wolke aus weißem Schaum mit braunen Schlieren auf und schmeckt wirklich kein bisschen nach Kaffee. Es ist vergleichbar mit diesen wasserlöslichen Capuccino-Drinks, die es damals in jeder Studentenbude gab, auch in meiner. Ein pappiges, meistens überzuckertes Gesöff, das wahrscheinlich noch nicht einmal Koffein enthält.
In dieselbe Kategorie fällt der – ebenfalls in Studentenkreisen – so genannte „Kakachino“. Man zapft ihn für einige Cent aus einem mannshohen Automaten im Flur vor dem Vorlesungsraum. Immer ärgerlich, wenn jemand vorher Gemüsesuppe gewählt hat… Geschmacklich ist das Produkt schwer einzuordnen. Es repräsentiert eine Mischung aus Kaffee, Schoko, Gemüsesuppe und Milchpulver. Würde mich auch nicht wundern, wenn der Hersteller ab und an nur aus Spaß die einzelnen Fächer für die Pulversorten vertauscht.
Extrahierter Kaffee kann dagegen sehr gut sein. Damit meine ich diesen Kaffee, dem mit Hilfe irgendwelcher brutalen Verfahren nach dem Brühen das Wasser entzogen wurde. Der schmeckt sogar echt nicht übel und man darf ihn guten Gewissens überall dorthin mitnehmen, wo die Kaffeemaschine etwas overdressed wirken würde. Zum Beispiel beim Camping, auf dem Boot, oder bei Rock am Ring, um nur mal einige Einsatzmöglichkeiten zu nennen.
Doch zurück zum eigentlichen Thema, nämlich den Menschen in Kaffee-und-Teekulturellen Ländern. Als ich in Mumbay war, musste ich stundenlang bei sengender Hitze durch die Stadt latschen, bis ich endlich an einem tauglichen Teegeschäft vorbei kam. Ich rede nicht von einem Supermarkt, dort bekommt man den gleichen Tee wie überall sonst auf der Welt. Ich meine ein Geschäft, welches indischen Tee verkauft. Vermutlich macht das einfach kein Inder, seinen Tee in einem Teegeschäft zu kaufen und deshalb sind diese Läden so selten. Möglicherweise lässt man sich auch von seinen Verwandten im Himalaja einmal im Jahr einen Sack Teeblätter mitbringen und das war’s dann. Jedenfalls fand ich dort Tee, der wenigstens hübsch verpackt war. Ansonsten war er keine Offenbarung.
Aber was haben die eingangs erwähnten Österreicher in dieser Runde zu suchen? Auch das ist schnell erklärt. Denn obwohl die Ösis selber natürlich keinen Kaffee anbauen, so haben sie sich doch immerhin ein gutes Stück Kaffeekultur bewahrt und zwar in Form ihrer Nationalgetränke wie „Großer Brauner“, „Wiener Melange“ etc. So ein Käffchen stilecht in einem K. u. K. Kaffeehaus zu trinken, das hat schon was.
„K. u. K.?“
Na, Kaffee und Kuchen natürlich. Aber auch die Österreicher haben es geschafft, sich erfolgreich von ihrer Kultur zu entfremden. So war ich neulich bei einem Kunden in Kärnten und man glaube es oder nicht, in dessen Büro stand eine ganze Wand mit Kakachino-Automaten. Die tragen mittlerweile sogar die großen Namen, wie Dallmayr etc. Aber das Ergebnis ist immer noch das gleiche wie früher zu Uni-Zeiten: gemüsesuppiger Schoko-Kaffee.