Vor zehn Jahren hatte ich hier schon verschiedene Handkäs‘ getestet, damals musste man die „Musik“, also die Marinade, noch selber machen. Ab sofort bietet Birkenstock eine phantastische Revolution an: der „Handkäs mit Musik“ wird schon fix und fertig zusammen verkauft! Wow, da musste ich gleich testen, ob das schmeckt.
An der Käsetheke in jedem beliebigen Rewe in Hessen oder dem Rhein-Main-Gebiet konnte man Handkäs mit Musik schon immer zusammen kaufen. Das ist altbekannt und bis jetzt hat die fix und fertig verpackte Version aus dem Kühlregal niemandem gefehlt. Also dachte man sich beim Gießener Hersteller Birkenstock, müsste doch irgendwie das Verlangen der Kunden nach Handkäs-mit-Musik-in-der-Plastikverpackung geweckt werden. Warum nicht einfach weniger Handkäs als sonst üblich in die Packung legen und dazu eine einfache Marinade, fertig ist das Convenience-Produkt? Fairerweise muss man aber sagen, dass sich der Preis nicht sehr von den anderen Handkäsevarianten des Herstellers unterscheidet. Nur die Menge an Plastikverpackung. Jedenfalls, gedacht, getan und so sieht das Ergebnis aus:
Während man sonst üblicherweise vier Handkäsestücke vorfindet, sind es hier nur drei. Dafür liegt ein Becher echt hessisches „Dressing“ dabei. Auf die „Musik“ war ich besonders gespannt, aber erstmal zum Käse. Der riecht nach dem Öffnen erstaunlich dezent. Das Mindesthaltbarkeitsdatum liegt noch ein Weilchen in der Zukunft und so ist es üblich, dass der Käse intensiver wird, je näher man dem MHD kommt. Der Handkäs hat schon jetzt einen „durchen“ Reifegrad, das ist gut. Im Innern gibt es keine weißlichen, körnigen Bereiche mehr, er ist also ferdisch für uff de Tisch.
Nun geht es ans Eingemachte: wie schlägt sich das „Dressing“? Im kleinen Plastikdöppsche befindet sich eine ziemlich öllastige, ungewürzte Mischung mit wenig Essig. Für mich persönlich dürfte es also noch ein Schuss Essig mehr sein und auch etwas Salz und Pfeffer. Die von Birkenstock wissen eigentlich, wie es richtig geht, siehe ihr Rezept auf der Webseite. Enttäuschend sind auch die Zwiebeln. Ein echter Handkäs braucht das frische Aroma von rohen Zwiebeln als Gegenpart. Das können die Convenience-Zwiebeln nicht bieten. Damit sich die ganze Chose im Kühlregal drei Wochen lang hält, wurde das Dressing vermutlich erhitzt, also abgekocht. Sonst wüsste ich nicht, wie man Zwiebeln so lange am Gären hindern kann. Auf der Birkenstock-Webseite taucht eine leicht andere Zutatenliste auf als auf der eigentlichen Packung. Dort sind getrocknete Zwiebeln für das Dressing angeben, was einiges erklärt. Das Ergebnis ist eine sehr ölige, lasche Marinade mit fast gar keinem Zwiebelgeschmack.
Was mir auch fehlt, ist Kümmel. Dieser zusammen mit einem Hauch Pfeffer macht so eine deftige Jause doch erst aus! All das lässt sich natürlich schnell bei Tisch nachwürzen. Nur kann man dann auch gleich die Marinade selber machen. Eine Zwiebel zu würfeln und in Essig & Öl zu werfen, das werden die meisten Leute noch hinbekommen.
Zu den Inhaltsstoffen und Nährwerteangaben ist nicht viel zu erzählen: Handkäse ist naturgemäß fast fettfrei und reich an Protein. Dieser hier schmeckt auch nur zurückhaltend salzig. Bis auf den Säureregulator, der wohl der längeren Haltbarkeit geschuldet ist, passt hier alles.
Fazit: falls es jemals einen Bedarf an länger haltbarem Handkäs mit Musik geben sollte, dann müsste das Produkt schon frische Zwiebeln enthalten, eine ordentlich gewürzte Marinade und wenigstens ein paar Kümmelkörner. So aber ist es nur ein lascher Abklatsch vom hessischen Original, auf den man wirklich verzichten kann. Ansonsten ist der Handkäs von Birkenstock ein prima Produkt, nicht umsonst fanden wir ihn in unserem letzten Test am besten. Aber auch hier gilt die Weisheit, die auch Herr Birkenstock gerne verkündet: „Alter spielt überhaupt keine Rolle, es sei denn, man ist ein Käse.“ Und die Zwiebelmarinade macht man am besten einfach selber.
Hier geht’s zu meinem anderen Artikel zu verschiedenen getesteten Handkäsesorten.