Madeira ist nicht nur eine portugiesische Insel, sondern auch ein Likörwein, der dem Portwein recht nahe steht. Die Qualität haut einen vom Hocker und daher sollte man sich unbedingt eine Flasche vor dem Heimflug besorgen!
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Was nochmal war Madeira?
Als ich diesen Urlaub plante und mir dabei überlegte, wo es denn hingehen solle, strich der virtuelle Finger irgendwann auch über die Insel Madeira im Atlantik hinweg. „Madeira“, Moment mal, ist das nicht dieses wertlose Gesöff zum Anrühren verschiedener Saucen, das man in kleinen Miniflaschen an der Supermarktkasse kaufen kann? Gleich neben Underberg, Kleiner Feigling und anderem Alkoholikernachschub?
Fast richtig. Nur, dass es das Zeug auch „in gut“ gibt. Dann ist nämlich Madeira ein meist süßlicher Wein, bzw. Likör, der ähnlich wie Sherry oder Portwein schmeckt. Zwar kann man ihn auch in der teuren Version in Saucen schütten. Aber sinnvoller wäre es, ihn als Dessertwein zu betrachten, der sich gut mit einer Käseplatte oder Schokolade verträgt. In der trockenen Version ist er ein prima Apéritif, der zusammen mit etwas salzigem Knabberzeug den Appetit anregt.
Eine kurze Geschichte des Weins
Die Geschichte, wie dieser Wein entstand, ist schnell mit Hilfe von ein paar Stichworten erzählt: „Wein-Brantwein-Seetransport-Hitze-Madeira“. Wer es genau wissen will, liest die Entstehungsgeschichte auf Wikipedia nach, noch besser auf Englisch, weil geschichtslastiger. Wichtig ist vor allem zu wissen, dass es sich bei den hochwertigen Madeiras allesamt um Weißweinsorten handelt. Die Farbe kommt erst durch die Lagerung im Fass zustande, ähnlich wie bei einem Whiskey. Die Weinreben heißen:
- Sercial – trocken, aber immer noch süßer als trockener Sherry
- Verdelho – ähnlich einem medium Sherry
- Bual – halbsüß
- Malvasia/Malmsey – Dessertwein, hat das meiste Aroma und das tiefste Rot
Die Trockenheit des Madeiraweins nimmt zu, je älter er wird. Gängige Lagerzeiten sind 5, 10, 15 und 20 Jahre. Diese Weine sind „blended“, kommen also nicht aus einem einzigen Jahrgang, sondern werden gemischt. Es gibt auch die „dated“ Weine, welche Jahrgangsweine sind. Man merkt es ein klein wenig am Preis: während man für die 5 bis 20 jährigen Weine gut das doppelte ihres Alters in Euro zahlen muss, ist die Skala für Jahrgangsweine im Prinzip nach oben offen. Für einen 1977er zahlt man im Hersteller-Shop um die 150 Euro. Einer aus den 1930er Jahren sprengt dann schon die 1.000 Euro Grenze.
Das Alter wird nur an der Lagerzeit im kleinen Fass gemessen. Die Zeit, die ein Wein in den großvolumigen Lagerbehältern verbringt, bevor er in das „quarter cask“ darf, zählt nicht dazu. Auch wenn er einmal in Flaschen abgefüllt ist, stoppt das Jahrezählen. So wurde neulich ein 200 Jahre alter Wein verköstigt, der erst vor wenigen Jahren in die Flasche umzog. Einmal in die Flasche abgefüllt, kann man Madeiraweine stehend nahezu endlos lagern. Der hohe Alkoholgehalt ermöglicht es. Im Vergleich zu einem trockenen Sherry wird einem ein als „trocken“ servierter Madeira aber niemals den Mund zusammenziehen. Es bleibt immer eine Restsüße, so dass selbst der trockenste Madeira im Vergleich zum Sherry eher wie ein Alkopop wirkt. Der Alkopop des achtzehnten Jahrhunderts, sozusagen.
Eine Führung in Blandy’s Wine Lodge
Erkundet man die Hauptstadt Funchal, so stößt man zwangsläufig auf irgendein touristisches Highlight, wo die Firma Blandy involviert ist. Sei es der Fähranleger für Kreuzfahrtschiffe, ein prachtvoller Garten, das Madeira Story Center oder eben die Wine Lodge. Im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts hat es die Blandy-Familie scheinbar geschafft, sich so ziemlich alles auf der Insel unter den Nagel zu reißen, was von Bedeutung ist. Und so kommt es, dass man dank professionellem Marketing Tamtam an diesem Namen nicht mehr vorbeikommt. Wie auch immer, die Wine Lodge befindet sich gleich neben der Hauptpromenade und ist daher kaum zu verfehlen. Hier werden halbstündige Besichtigungen angeboten mit anschließendem Wein Tasting. Es ist unterhaltsam, kostet nicht viel und es gibt sogar Führungen auf Deutsch.
Während der Tour sieht man ein kleines Lager mit Fässern, in denen verschiedene Madeirasorten reifen. Es riecht süßlich und ein wenig nach Traubenmost. Kurz gesagt, man bekommt unheimlich Lust darauf, etwas von dem Wein zu probieren. Im Anschluss an die Führung dürfen dann endlich zwei Madeiras verkostet werden. Die Gläser sind gut gefüllt, man könnte fast Absicht dahinter vermuten. Und so kommt man leicht beschwipst zum abschließenden Event: dem Shop. Hier darf man sich nach Herzenslust austoben und alle Produkte kaufen, auf denen Platz für das Firmenlogo ist. Wer es ausschließlich auf den Wein abgesehen hat, sollte den Einkauf erst später am Flughafen erledigen. Der Flughafen-Shop ist dort hinter dem Sicherheits-Check gelegen und man kann den gekauften Alk (maximal drei Flaschen) als zusätzliches Handgepäck mitnehmen. Und noch viel wichtiger: durch Vorzeigen der Eintrittskarte für das Museum erhält man 10% Rabatt auf alle Madeira Weine. Das lohnt sich nicht erst bei einem Bual von 1937!
Ab in den Einkaufswagen
Madeiraweine der Marke „Blandy“ sind mittlerweile leicht online zu bekommen. Hier einmal Beispiele für günstige und teure Madeiraweine, wobei mir persönlich der für 30 Euro mehr als genügt. Auch wenn der ’79er für mich einen besonderen Reiz hätte!
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